Die Kindheit sollte eigentlich von einer Unbeschwertheit geprägt sein. Im Vordergrund stehen das Spielen und ausreichend Schlaf, um all die gewonnenen Eindrücke zu verarbeiten.

Sorgen und Ängste, die Erwachsene betreffen, sind im Kindesalter weniger präsent. Die Finanzen spielen für Kinder keine Rolle und auch der berufliche Alltag befindet sich in weiter Ferne.

Dennoch bedeutet dies nicht, dass Kinder keinerlei Stress kennen. Unterschiedliche Einflüsse sorgen dafür, dass auch immer mehr Kinder und Jugendliche von einer höheren Stressbelastung betroffen sind.

Wie äußert sich der Stress bei Kindern und welche Möglichkeiten haben Eltern, um unterstützend zur Seite zu stehen?

Stressfaktoren bei Kindern und Jugendlichen

Die kindliche Welt unterscheidet sich noch in großen Teilen von den Einflussfaktoren, die Erwachsene ausgesetzt sind. Während bei Erwachsenen der Stress hauptsächlich aus dem Berufsleben und finanziellen Sorgen entsteht, ist dies bei Kindern auf andere Ursachen zurückzuführen. Folgend erhältst Du eine Übersicht darüber, wodurch der Stress bei Kindern entsteht und wovon Sie einem Druck ausgesetzt sind.

Versagensängste

Kinder sind bereits in den ersten Lebensjahren einem Leistungsdruck ausgesetzt. Dieser wird zumeist von den Eltern an Sie herangetragen. Kinder sollen so früh wie möglich eigenständig werden sowie den Erwartungen der Eltern entsprechen.

Zudem besteht ein immer höherer Leistungsanspruch[1]https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/kinder-unter-leistungsdruck-das-schlimmste-sind-die-eltern-a-792682.html. So wachsen Kinder bereits mehrsprachig auf und werden früh an schulische Disziplinen herangeführt.

Spätestens mit der Einschulung setzen sich die Kinder zudem selbst dem Leistungsdruck aus. Sie setzen sich Ziele und möchten den Anforderungen in der Schule gerecht werden.

Nicht allen Kindern gelingt es, die gewünschte Leistung abzurufen. Sie sind unzufrieden mit sich und empfinden die Schule zunehmend als Belastung. Sie werden dem eigenen Erwartungsdruck nicht gerecht und die Überforderung führt zum Stress.

Kinder gehen dann nur noch ungern in die Schule und äußern klar den Wunsch, lieber zu Hause zu bleiben. So könnte der morgendliche Gang zur Schule bereits zu einer Herausforderung werden.

Soziale Spannungen

Für Kinder nimmt das soziale Umfeld eine zentrale Rolle im Leben ein. Innerhalb der Familie finden Sie die notwendige Geborgenheit vor und mit Freunden begeben Sie sich auf Entdeckungstour.

Kommt es innerhalb der Familie zu Spannungen, nehmen Kinder dies sehr feinfühlig wahr. Konflikte sind an sich nichts Schlechtes und lassen sich kaum vermeiden. Doch wichtig ist, dass diese nicht in einem lautstarken Streit ausarten, sondern von den Eltern zivilisiert gelöst werden.

Treten die Streitigkeiten in den Vordergrund und fehlt die Harmonie, wirkt dies für die Kinder bedrückend und stört die emotionale Entwicklung[2]Bariola, E., Gullone, E., & Hughes, E. K. (2011). Child and adolescent emotion regulation: the role of parental emotion regulation and expression. Clinical child and family psychology … Continue reading. Ihnen fehlt die Geborgenheit und das eigene Zuhause scheint nicht die gewohnte Zuflucht darzustellen. Dies geht mit einem klaren Stress einher.

Ebenso könnte es sein, dass der Freundeskreis nicht den gewünschten Rückhalt bietet. Möglicherweise ist das Kind vom Mobbing betroffen[3]https://www.schulprobleme.info/ursachen/stress/stress-durch-mobbing/ oder findet kaum soziale Kontakte. Dies trägt ebenfalls zum Stress bei und wirkt belastend.

Angst vor der beruflichen Zukunft

Mit zunehmenden Alter rückt auch bei Kindern die Frage in den Vordergrund, wie die eigene Zukunft gestaltet werden soll. Dazu stehen heutzutage einige Wege und Freiheiten offen. Klappt es mit der Versetzung auf das Gymnasium, reichen die Abiturnoten, um das gewünschte Studium zu beginnen und in welche Richtung soll die eigene berufliche Entwicklung verlaufen?

In diesem jungen Alter besteht noch eine große Unsicherheit darüber, wie der eigene Lebensweg mal aussehen soll. Diese Unsicherheit ist mit einigen Zweifeln und Ängsten verbunden.

Jugendliche sollten sich im Klaren darüber sein, dass nicht nur die höchsten akademischen Grade zum Erfolg führen. Für das eigene Lebensglück sind ebenso andere Faktoren entscheidend. Eltern sollten daher den Druck etwas herausnehmen und jederzeit Ihre Unterstützung für den gewählten Weg zusichern.

Dann fühlen sich Jugendliche in Ihrer Entscheidung bestärkt und sind einem geringeren Stress ausgesetzt. Im weiteren Verlauf wird sich ohnehin zeigen, ob der eingeschlagene Weg mit den eigenen Wünschen vereinbar ist oder ob eine Veränderung sinnvoll erscheint.

Symptome des Stress bei Kindern

Der Stress ist zunächst eine positive Reaktion. Dieser steigert sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen für einen kurzen Zeitraum die Leistungsfähigkeit. Der Herzschlag nimmt zu, der Stoffwechsel ist beschleunigt und das Gehirn wird besser durchblutet. Diese Art der Alarmbereitschaft wirkt sich förderlich aus. Sie tritt etwa kurz vor einer Schulprüfung auf und hilft dabei, die Höchstleistung abzurufen.

Nach der erfolgreich überstandenen Prüfung geht der Stress bei den meisten Kindern wieder auf ein gesundes Niveau zurück. Die Anspannung fällt ab und Sie können sich von der Belastung erholen.

Anders sieht es aus, wenn der Stress auf Faktoren zurückzuführen sind, die dauerhaft vorliegen. Dies sind etwa der bereits angesprochene Leistungsdruck oder familiäre Spannungen. Wirkt der Stress über einen längeren Zeitraum, sind deutlich negative Auswirkungen zu spüren.

Dies zeigt sich bei Kindern und Jugendlichen anhand dieser Symptome:

  • Magenschmerzen
  • Gereiztheit
  • Aggressiveres Verhalten
  • Zurückgezogener

Kinder wissen mit dieser Belastung kaum umzugehen. In den meisten Fällen versuchen Sie sich allein dem Druck zu stellen, doch ist dies nicht vom Erfolg gekrönt.

Die dauerhafte Belastung zeigt sich anhand körperlicher Symptome und Verhaltensänderungen[4]Valizadeh, L., Farnam, A., & Farshi, M. R. (2012). Investigation of stress symptoms among primary school children. Journal of Caring Sciences1(1), 25.. Vor der Schule treten Magenschmerzen auf und Sie werden anfälliger für Erkrankungen.

Zudem zeigen Sie ein aggressiveres Verhalten im Umgang mit den anderen Schülern und schaffen es kaum, sich den Anforderungen der Schule anzupassen. Sie sind unruhiger und es fällt zunehmend schwerer, dem Inhalt zu folgen[5]https://www.kinder.de/ratgeber-1/schule-lernen/schulprobleme-ueberforderung-und-stress/.

Indes könnten auch depressive Verhaltensänderungen in den Vordergrund rücken. Dann ziehen sich Kinder zurück und meiden den Kontakt zu Freunden oder Eltern.

Da jedes Kind individuell auf den Stress reagiert, müssen Eltern auf solche Veränderungen achten. Ein frühes Eingreifen verhindert, dass die negativen Folgen sich verstärkt äußern.

Hilfestellungen für Eltern im Umgang mit dem Stress

Kinder sollten mit dem Einfluss des Stress nicht allein gelassen werden. Sie gehen womöglich zwar selbst auf Distanz, doch Eltern sollten stets unterstützend zur Seite stehen. Dafür stehen verschiedene Strategien zur Verfügung.

Grundlagen der Stressresilienz

Für Eltern ist die Versuchung groß, jegliche Belastung oder Verantwortung von Kindern fernzuhalten. Sie möchten dem Kind eine glückliche Kindheit bescheren und dafür opfern sich die Eltern regelrecht auf. Doch mit den ersten schulischen Herausforderungen ist die Überraschung groß. Das Kind ist nicht in der Lage, mit dem Druck umzugehen und scheint komplett überfordert.

Um dies zu vermeiden, sollten Kinder so früh wie möglich einfache Aufgaben übertragen bekommen. Dies fängt damit an, dass Sie das eigene Zimmer ordentlich halten und den Müll rausbringen. Eltern müssen dabei konsequent bleiben und dürfen nicht nachgeben. Dann lernen Kinder auch mit anstrengenden Situationen umzugehen, die keinerlei Freude bereiten.

Freiräume schaffen

Neben der Schule scheint der Terminkalender noch mit einigen anderen Tätigkeiten vollgepackt zu sein. Sport, Musik und andere Hobbys nehmen einen großen Raum ein. Bleiben hierbei keine Freiräume mehr zur eigenen Entfaltung, ist die dauerhafte Belastung kaum zu vermeiden.

Eltern müssen daher darauf achten, dass der Terminkalender nicht überladen ist. Zwei bis drei Nachmittage unter der Woche sollten Kindern und Jugendlichen komplett frei zur Verfügung bleiben. Diese Zeit können Sie nutzen, um eigenen Interessen nachzugehen und sich auf diese Weise zu entspannen. Dann entkommen Sie für einen Moment dem Leistungsdruck und mindern den Stress.

Selbstbewusstsein stärken

Der Stress ist nicht zwingend ein Symptom des Leistungsdrucks. Er ist vielmehr ein Zeichen dafür, dass eine Überforderung auftritt. Kinder fühlen sich den Aufgaben nicht gewachsen und Versagensängste[6]https://www.elternwissen.com/erziehung-entwicklung/kind-stark-selbstbewusst/art/tipp/8-strategien-gegen-versagensangst.html treten auf.

Bereits in jungen Jahren sollten Eltern stets die Kinder in den eigenen Fähigkeiten bestärken. Verbote oder Sätze wie „Das kannst Du noch nicht“, wirken wenig aufbauend. Vielmehr müssen Kinder Ihre eigenen Grenzen austesten und auf diese Weise sich weiterentwickeln. Damit bauen Sie sich ein gesundes Selbstbewusstsein auf und lernen Ihre Stärken & Schwächen kennen.

Entspannungstechniken

Was bei Erwachsenen hilfreich ist, um die Stress Symptome zu lindern, ist auch bei Kindern eine vielversprechende Strategie. Mit Entspannungstechniken lässt sich der Stress gezielt senken[7]Saltzman, A., & Goldin, P. (2008). Mindfulness-based stress reduction for school-age children..

Hierzu sind etwa die Meditation oder das autogene Training nützlich. Diese helfen dem Kind zur Ruhe zu kommen und sorgen für eine innere Ausgeglichenheit.

Kinder können zudem selbst herausfinden, wie Sie am besten entspannen. Möglicherweise ist dies bei einem ruhigen Hörspiel oder beim Malen. Mit einer entspannten Abendroutine gelingt das Einschlafen leichter und der Stress wirkt sich weniger negativ im Leben aus.

Den Stress bei Kindern und Jugendlichen überwinden

Stress ist kein Phänomen, welches nur Erwachsene betrifft. Obwohl die Kindheit eigentlich unbeschwert und ohne Druck ablaufen sollte, entspricht dies selten der Lebensrealität. Schulischer Druck und das soziale Umfeld können für Kinder mit einem Stress verbunden sein.

Gefährlich ist hierbei, dass ein Teufelskreis auftreten könnte. Fühlen sich Kinder in der Schule überfordert, gehen Sie dort ungern hin und es fällt immer schwerer dem Unterricht zu folgen. So werden Sie womöglich gänzlich abgehängt und die Überforderung mündet in einem immer größeren Stress.

Eltern sollten aufmerksam verfolgen, ob die Stressbelastung zu hoch wird. Kinder klagen zunehmend über körperliche Beschwerden und zeigen ein auffälligeres Verhalten. Indem Eltern den Kindern zur Seite stehen, Ihre Unterstützung anbieten und mithilfe von Entspannungstechniken die Anspannung lindern, lernen Kinder mit dem Stress umzugehen.

Eine gewisse Belastung in Prüfungssituationen ist vollkommen normal. Setzen sich Kinder keiner Überforderung aus, ist die Stressbelastung nicht krankhaft und Sie werden nicht vom Schulstress krankhaft geprägt.

Häufige Fragen

Die Stressfaktoren bei Kindern liegen meist im schulischen oder sozialen Bereich. Der Leistungsdruck in der Schule führt zu einer Überforderung und Sie werden dem eigenen Erwartungsdruck nicht gerecht. Auch Spannungen innerhalb der Familie oder ein Mobbing tragen zum Stress bei.

Eltern sollten Kinder ausreichend Freiräume gönnen, gleichzeitig aber auch unterstützend zur Seite stehen. Entspannungstechniken und ein besserer Umgang mit dem Stress helfen, die Symptome zu verringern. Auch das Überprüfen der Erwartungshaltung oder der Schulwechsel können gegen den Stress zum Erfolg führen.

Die Überforderung äußert sich bei Kindern darin, dass Sie nur noch ungern in die Schule gehen. Immer häufiger treten Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen auf. Sie werden zurückgezogener und zeigen mitunter ein auffälligeres Verhalten. Dies sind Anzeichen der Überforderung.

Der Stress zeigt sich bei Kindern und Jugendlichen individuell. Achte auf körperliche Symptome, wie Magenschmerzen oder einer geschwächten Gesundheit. Auch die Schlaflosigkeit deutet auf den Stress hin. Zudem sind die Kinder unter dem Einfluss des Stress meist unruhiger und aggressiver. Dies zeigt sich insbesondere in der Schule, wenn dort die Überforderung auftritt.

Weiterführende Links

Weiterführende Links
1 https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/kinder-unter-leistungsdruck-das-schlimmste-sind-die-eltern-a-792682.html
2 Bariola, E., Gullone, E., & Hughes, E. K. (2011). Child and adolescent emotion regulation: the role of parental emotion regulation and expression. Clinical child and family psychology review14(2), 198-212.
3 https://www.schulprobleme.info/ursachen/stress/stress-durch-mobbing/
4 Valizadeh, L., Farnam, A., & Farshi, M. R. (2012). Investigation of stress symptoms among primary school children. Journal of Caring Sciences1(1), 25.
5 https://www.kinder.de/ratgeber-1/schule-lernen/schulprobleme-ueberforderung-und-stress/
6 https://www.elternwissen.com/erziehung-entwicklung/kind-stark-selbstbewusst/art/tipp/8-strategien-gegen-versagensangst.html
7 Saltzman, A., & Goldin, P. (2008). Mindfulness-based stress reduction for school-age children.

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