Dem Stress werden im Allgemeinen negative Eigenschaften zugesprochen. So sorge die Anspannung für einen Erschöpfungszustand und geht langfristig mit der Gefahr eines Burn-outs einher.

Ganz so einfach ist die Beschreibung des Stress allerdings nicht. Denn es gibt unterschiedliche Formen, die sich auf Deine Gesundheit und das Wohlbefinden anders auswirken.

Welche Arten von Stress gibt es und welche Eigenschaften zeichnen diese aus?

Distress vs. Eustress

Im Allgemeinen werden die beiden Stressformen Distress und Eustress voneinander abgegrenzt. Während der Eustress[1]https://flexikon.doccheck.com/de/Eustress eine positive Reaktion ist, wird der Distress[2]https://flexikon.doccheck.com/de/Disstress als negativ angesehen.

Eine so klare Abgrenzung, wie sie in der Vergangenheit vorgenommen wurde, scheint aber nicht mehr zeitgemäß. Denn vielmehr greift der Gedanke, dass es sich um unterschiedliche Phasen und Belastungszustände handelt. So ist in der Frühphase der Eustress positiv und wird bei einem anhaltendem Zustand als negativ betrachtet. So wandeln sich förmlich die Auswirkungen des Stress.

Eustress

Eustress stellt eine positive Anspannung dar. Dies könnte ein bevorstehendes Ereignis sein, welches Du freudig erwartest. Etwa die eigene Hochzeit oder die Geburt des Kindes.

In der Vorfreude werden neben dem Stress auch Glückshormone ausgeschüttet. Damit gilt diese Form des Stress als weniger belastend.

Der Eustress hält nur für kürzere Zeit an. Er wirkt motivierend[3]Venkatesh, B., & Ram, N. (2015). Eustress: A Unique Dimension To Stress Management (No. 2015-09-10). und beflügelt den Antrieb. So ist eine Leistungssteigerung möglich und die positive Energie macht sich bemerkbar.

Befindest Du Dich in einer anspruchsvollen Situation, erweist sich der Eustress als positive Unterstützung. Er treibt Dich regelrecht an und hilft Dir, Dein volles Potenzial abzuschöpfen.

Distress

Anders verhält es sich mit dem Distress. Dies bezeichnet den negativen Stress, welcher sich etwa in einer Situation der Überforderung äußern könnte. Dies kann eine schwere Prüfung[4]Ralph, J. A., & Mineka, S. (1998). Attributional style and self-esteem; The prediction of emotional distress following a midterm exam. Journal of Abnormal Psychology107(2), 203. sein oder eine Präsentation, auf welche Du Dich nicht ausreichend vorbereitet fühlst.

Der Distress besitzt negative Auswirkungen auf Deine Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Anstatt Dich anzutreiben, wirkt er blockierend und raubt Dir die Energie. Über einen längeren Zeitraum tritt ein Erschöpfungszustand ein, welcher in einem Burn-out münden[5]Karakachian, A., & Colbert, A. (2019). Nurses‘ Moral Distress, Burnout, and Intentions to Leave: An Integrative Review. Journal of forensic nursing15(3), 133-142. könnte.

Das Auftreten des Distress ist meist mit einer Überforderung oder Ängsten verbunden. Diese Situationen wirken belastend und sind nicht mit einer freudigen Erwartung verbunden.

Die Stressreaktion

Gemeinsam ist diesen beiden Stressarten, dass diese immer dann auftreten, wenn eine Alarmbereitschaft gefordert ist. In diesen Situationen schüttet der Körper die Stresshormone Adrenalin und Cortisol aus. Diese führen zunächst zu einer Beschleunigung des Stoffwechsels, welches sich am Herzschlag und der Atmung erkennbar zeigt.

Des Weiteren wird die Durchblutung der Muskulatur gefördert und damit das Gehirn besser versorgt. So ist es möglich, über einen längeren Zeitraum konzentriert zu bleiben und die körperliche Leistungsfähigkeit nimmt zu.

In Verbindung mit Glücksgefühlen und einem optimistischen Ausblick ist dies zunächst der Eustress. Er ist positiv und unterstützt Dich dabei, die kommenden Aufgaben zu bewältigen. Auf diese Weise läufst Du während sportlicher Wettkämpfe zur Höchstleistung auf oder glänzt in der Abiprüfung, obwohl die Übungen weniger überzeugend waren.

Diese zunächst positive Reaktion, kann sich zu einem negativen Stress entwickeln. Dies ist dann der Fall, wenn die benötigte Entspannung nicht auftritt oder eine Überlastung vorliegt. Kurz vor einer Prüfung aufgeregt zu sein, ist völlig normal und bis zu einer gewissen Grenze hilfreich. Bist Du hingegen bereits Wochen zuvor nervös und kannst kaum mehr schlafen, wirkt sich dies schädlich auf die Gesundheit und Leistung aus.

Daher ist es wichtig, in jedem Fall eine Phase der Entspannung anzuschließen. Sowohl der positive als auch negative Stress sollten nur über einen kurzen Zeitraum wirken. Andernfalls treten Symptome, wie Schlafstörungen, Rückenschmerzen, Erschöpftheit oder Depressionen auf.

Die unterschiedlichen Stressoren

Welche Faktoren tragen in Deinem Leben zum Stress bei? Setzt Du Dich selbst unter Druck oder wirken andere Reize auf Dich ein, die mit dem Stress verbunden sind?

Leistungsdruck

Das Leben ist von einem ständigen Leistungsdruck geprägt. Du könntest Dich selbst unter Druck setzen, um Deine Ziele zu erreichen oder dieser wird von außen an Dich herangetragen. Bereits in der Schule setzt die Belastung ein, die für manche Schüler positiv, für andere eher negativ behaftet ist.

Die Grenze verläuft meist dort, wo der einfache Druck zu einer Überforderung führt und die Ansprüche nicht erfüllt werden. Ein leichter Druck vor einer Prüfung fühlt sich positiv an, wenn das Endresultat zufriedenstellend ist. Dann tritt ein Glücksgefühl ein, welches als Belohnung dient.

Ist das Endresultat hingegen nicht zufriedenstellend, wirkt der Stress rein als Belastung. Ob in der Schule, der Universität oder im Berufsleben. Setzt eine Überforderung ein, ist dies ein negativer Stress, welcher mit gesundheitlichen Risiken verbunden ist.

Setze Dich daher nicht zu sehr unter Druck und lerne effektiver, mit den Stressfaktoren umzugehen. Dann sind die Auswirkungen dieser Stressoren weniger schädlich.

Soziale Stressoren

Menschen sind soziale Wesen. Erfährst Du Ausgrenzung oder wirst auf persönlicher Ebene enttäuscht, geht dies mit einem sozialen Stress[6]https://www.vigo.de/rubriken/koerper-und-seele/entspannung-und-achtsamkeit/lesen/ausloeser-fuer-sozialen-stress.html einher.

Es könnte aber auch sein, dass die Interaktion mit anderen Menschen im Allgemeinen eine Herausforderung für Dich darstellt. Du bist eher zurückhaltend und möchtest nicht im Mittelpunkt stehen. Dann ist es mit einem höheren Stress verbunden, eine Rede oder Präsentation zu halten.

Achte darauf, wie Dein soziales Umfeld auf Dich einwirkt. Sind die Personen für Dein Wohlbefinden förderlich oder zeigen Sie sich eher als Stressfaktoren?

Suche das klärende Gespräch oder passe Dein soziales Umfeld so an, dass es eine Unterstützung und keine Belastung für Dich darstellt.

Negativem Stress vorbeugen

Über einen kurzen Zeitraum ist der Eustress förderlich und hilfreich. Du musst Dir also keine Sorgen machen, wenn dieser in Erscheinung tritt.

Den negativen Stress hingegen möchtest Du lieber vermeiden. Dafür sind die folgenden Strategien hilfreich.

Ruhephasen einplanen

Möchtest Du im Berufsleben immer 110% geben und bist bereit dafür zahlreiche Überstunden zu absolvieren?

Dieser Enthusiasmus mag sicherlich beim Chef gut ankommen. In jungen Jahren lässt sich diese Motivation über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten und im positiven Sinne nutzen.

Bemerkst Du jedoch, dass zunehmend eine Müdigkeit oder Schlafstörungen auftreten, dann lerne einen Gang herunterzuschalten. In jedem Fall solltest Du Deine Gesundheit priorisieren und Entspannungsphasen einplanen, in denen die Stressoren in den Hintergrund rücken. Andernfalls sorgt die dauerhafte Anspannung früher oder später für eine Zwangspause, der Du Dich nicht entziehen kannst.

Perfektionismus ablegen

Möchtest Du Fehler um jeden Preis vermeiden, stellt dies ein unrealistisches Anspruchsdenken dar. Diesen Leistungsdruck solltest Du mindern und eine realistische Erwartungshaltung einnehmen. Anstatt perfektionistisch zu arbeiten[7]https://www.zeit.de/arbeit/2019-01/burnout-syndrom-berufsstart-ueberarbeitung-erschoepfung-leistungsunfaehigkeit/seite-2, ist es sinnvoller, die Fehler aufzuarbeiten und mit diesen offen umzugehen.

Tritt dennoch eine Überforderung ein und der Stress ist zu hoch, könnte es sein, dass der eingeschlagene Karriereweg nicht mit Deinen Interessen oder Talenten übereinstimmt. Finde heraus, wo Deine Stärken liegen und Du wirst in diesem Bereich mit Sicherheit glücklicher.

Den eigenen Selbstwert kennen

Der eigene Perfektionismus ist teilweise ein Ausdruck eines mangelnden Selbstwertgefühls. Dann wird das eigene Selbstbewusstsein komplett von der Leistung abhängig gemacht, was mit einem hohen Stress einhergeht. Fehler nimmst Du persönlich und Dein Wohlbefinden leidet darunter.

Sei Dir bewusst, dass Du viel mehr bist als nur Deine Arbeit. Entfalte Dich in Deiner Freizeit und verknüpfe Deine Beruf nicht mit Deiner Identität. Indem Du Dich außerhalb betätigt und einen Ausgleich schaffst, wirst Du den beruflich bedingten Stress eher los.

Die zwei vorherrschenden Stressarten

Stress ist nicht gleich Stress. Es hängt von der Situation und der Belastungsart ab, ob dieser ein negativer Distress oder ein positiver Eustress ist. Der positive Stress ist eng mit einem Glücksgefühl verbunden und wirkt sich vorteilhaft für Dich aus. Du wirst leistungsfähiger, motivierter und es gelingt Dir leichter, die vor Dir liegenden Herausforderungen zu bewältigen.

Der negative Distress hingegen stellt eine krankhafte Belastung dar. Er schlägt sich auf Dein Immunsystem nieder und geht mit teils schwerwiegenden Symptomen einher. Neben einer Erschöpfung wirst Du anfälliger für sämtliche Erkrankungen und die Lebenszeit ist unter dem Einfluss des chronischen Stress verkürzt.

Halte daher die Stressbelastung so kurz, wie möglich und suche ausreichend Entspannung, um wieder eine innere Ausgeglichenheit zu finden. Den positiven Stress lernst Du zwar vorübergehend zu schätzen, doch auch dieser darf nicht zu lange auf Dich einwirken, da dieser mit zunehmender Dauer eine Belastung darstellt.

Häufige Fragen

Die zwei bekannten Abgrenzungen konzentrieren sich auf den Eustress (positiver Stress) & Distress (negativer Stress). Während ersterer eine Unterstützung für Dich darstellt, ist die negative Variante mit gesundheitlichen Risiken verbunden. Dennoch sollten beide Arten nicht zu lange auf Dich einwirken und eine Entspannung eintreten. Andernfalls tritt eine Erschöpfung ein und die Belastung wird spürbar zu hoch.

Stressoren sind überwiegend im beruflichen sowie sozialen Umfeld zu finden. Der Leistungsdruck könnte zu einer Überbelastung führen und fühlst Du Dich im sozialen Kreis nicht genügend wertgeschätzt oder ausgegrenzt, geht dies ebenfalls mit einem negativen Stress einher. Auch die Finanzen sind eine häufige Quelle des Stress.

Unter dem Begriff es Alltagsstress wird das dauerhafte Einwirken von Stressfaktoren benannt. Der Stress ist ein fester Bestandteil des Alltags geworden und eine Entspannung ist kaum möglich. Nimmst Du Dir nicht genügend Zeit für Dich als Ausgleich, bleibt das Stressniveau gleichbleibend hoch und wirkt sich schädlich auf Deine Gesundheit aus.

Weiterführende Links

Weiterführende Links
1 https://flexikon.doccheck.com/de/Eustress
2 https://flexikon.doccheck.com/de/Disstress
3 Venkatesh, B., & Ram, N. (2015). Eustress: A Unique Dimension To Stress Management (No. 2015-09-10).
4 Ralph, J. A., & Mineka, S. (1998). Attributional style and self-esteem; The prediction of emotional distress following a midterm exam. Journal of Abnormal Psychology107(2), 203.
5 Karakachian, A., & Colbert, A. (2019). Nurses‘ Moral Distress, Burnout, and Intentions to Leave: An Integrative Review. Journal of forensic nursing15(3), 133-142.
6 https://www.vigo.de/rubriken/koerper-und-seele/entspannung-und-achtsamkeit/lesen/ausloeser-fuer-sozialen-stress.html
7 https://www.zeit.de/arbeit/2019-01/burnout-syndrom-berufsstart-ueberarbeitung-erschoepfung-leistungsunfaehigkeit/seite-2

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