Die Angst stellt bereits eine Belastung der Lebensqualität dar. Sie ist entweder ein ständiger Begleiter oder tritt in konkreten Situationen auf, die zu einer heftigen Stressreaktion führen. Mitunter ist sie begleitet von Panikattacken und einem Kontrollverlust.

Noch problematischer wird es, wenn eine gewisse Angst vor der Angst auftritt. Dann verstärkt sich die Angst praktisch von selbst und die Stressreaktion fällt intensiver aus. Damit treten große Einschränkungen der Lebensqualität ein.

Wie gelingt es Dir, den Teufelskreis der Angst zu identifizieren und diesen zu durchbrechen?

Die Angst als wichtige Schutzreaktion

Die Angst ist eine Grundemotion des Menschen. Sie schließt sich damit der Wut, Ekel Freude oder Traurigkeit an.

Anders als ihr Ruf, ist die Angst hierbei nicht zwingend negativ zu sehen. Sie ist ein wichtiges Gefühl, welches Dich vor Gefahren bewahrt[1]https://www.oberbergkliniken.de/artikel/wenn-die-angst-das-eigene-leben-bestimmt-auswege-aus-der-angstspirale. Die Angst vor tiefem Gewässer etwa verhindert, dass Du einfach aufs offene Meer hinausschwimmst. Ebenso schützt Dich die Höhenangst davor, unnötige Risiken auf Dich zu nehmen.

Zusammen mit der Angst tritt eine leichte Stressreaktion auf. Dein Herzschlag beschleunigt sich, die Atmung wird schneller und eine Anspannung tritt auf. Diese Reaktion ist hilfreich, um der Gefahrensituation zu entfliehen. Damit stellt die Angst einen wichtigen Überlebensmechanismus dar.

Anders sieht es jedoch bei Angststörungen oder Phobien aus. Bei diesen ist die Reaktion so intensiv, dass kein klarer Gedanke mehr gefasst werden kann. Es tritt eine Panik ein, in welcher Du die Kontrolle verlierst. Du bist nicht mehr in der Lage, Entscheidungen zu treffen, sondern handelst nur noch instinktiv.

Solch eine Angststörung stellt ein massives Leiden dar. Dieses ist so groß, dass Du versuchst, die Situation zu meiden. Du steigst etwa nicht mehr in ein Flugzeug oder gehst nicht mehr schwimmen.

Allein der Gedanke an die Angst führt bereits die Stressreaktion herbei. Es besteht daher im Alltag eine Angst vor der Angst, falls Du in solch unangenehme Situationen gezwungen wirst. Damit begleiten Dich praktisch ständig Angstgefühle, da Du krampfhaft versuchst potenziell angstauslösenden Situationen zu meiden.

Wie ist der Teufelskreis der Angst aufgebaut?

Der Teufelskreis der Angst beschreibt einen Vorgang, in welchem die Angst sich selbst verstärkt. Du steigerst Dich regelrecht immer mehr in die Angst hinein, sodass Deine Lebensqualität weiter sinkt. An einen normalen und unbeschwerten Alltag ist nicht mehr zu denken.

Teufelskreis der Angst

Der Teufelskreis der Angst besteht aus verschiedenen Komponenten, die sowohl auf die Angst einwirken als diese auch auslösen. Für gewöhnlich beinhaltet der Teufelskreis folgende Komponenten:

Bestehende Angst – etwa die Angst vor dem Sterben, die Höhenangst oder die Angst vor Spinnen.

Auslöser – Gedanken, Erinnerungen oder die konkrete Situation, die zum Ansteigen der Angstgefühle führen.

Wahrnehmung – Personen, die unter einer Angststörung leiden, erleben die Situation häufig verzerrt. Das Wasser wirkt wesentlich tiefer, die Spinne ist größer oder das Herzklopfen schneller. Die Wahrnehmung stimmt kaum mehr mit der Realität einher.

Gedanken – In der Vorstellung treten nun Ereignisse ein, die zu der Angst führen. Im tiefen Wasser lauern Haie oder die Spinne könnte Dich von Weitem attackieren. Auch diese Gedanken entsprechen kaum der Realität.

Angstreaktion – Jetzt tritt die eigentliche Angstreaktion auf. Du ergreifst die Flucht und versuchst zukünftig diese Situationen zu meiden. Eine Bewältigung ist allein kaum mehr möglich.

Körperliche Veränderungen & Symptome – Die Angst führt zu einer konkreten Stressreaktion. Diese stellt kurzzeitig zwar einen Schutz dar, doch ist langfristig mit einer Belastung für die Gesundheit verbunden. Dein Herzschlag nimmt zu, die Anspannung wächst und Du nimmst Reize intensiver wahr. Dies führt dazu, dass Du auch die Auslöser stärker spürst und somit die Wahrnehmung verstärkst. Der Teufelskreis setzt sich in Gang.

Wie äußert sich der Teufelskreis der Angst?

Anhand der vorhergehenden Abbildung solltest Du bereits erkennen, wie der Teufelskreis in Erscheinung tritt. Denn allein der Gedanke an die nächste Panikattacke begünstigt den Angstkreislauf.

Zusätzlich zur für sich stehenden Angst tritt nun die Angst vor der Angst auf. Du möchtest keinesfalls mehr Dich der stressvollen Situation stellen und meidest diese, so gut es geht. Dies ist besonders einschneidend für Personen, die etwa unter einer Sozialphobie leiden. Ein einfacher Stadtbummel ist dann nicht mehr möglich.

Die Angst vor dem Auftreten der Angstgefühle führt zu einem höheren Stress. Die Anspannung nimmt zu und Dein Körper steht ständig unter Alarmbereitschaft.

In der Folge nimmst Du sämtliche Reize und Auslöser stärker wahr. Äußerte sich die Angst in einer konkreten Situation nur gemächlich, ist dies jetzt deutlich intensiver. Damit wird auch das Auftreten von Panikattacken[2]Schmidt, N. B., Lerew, D. R., & Jackson, R. J. (1997). The role of anxiety sensitivity in the pathogenesis of panic: prospective evaluation of spontaneous panic attacks during acute … Continue reading, in eigentlich harmlos wirkenden Situationen, wahrscheinlicher. Du nimmst jeden Auslöser stärker wahr und die Angst wird ein ständiger Begleiter.

Ein Teufelskreis der Angst liegt vor, da die Befürchtung vor dem Auftreten der Angst, bereits den Stress steigert. Somit liegt auch eine selbsterfüllende Prophezeiung[3]https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/sich-selbst-erfuellende-prophezeiung/14234 vor, da die nächste Panikattacke unter diesen Umständen nicht lange auf sich warten lässt.

Den Teufelskreis durchbrechen

Die Angst ist in gewissem Umfang nützlich und überlebenswichtig. Ist ihr Einfluss jedoch zu hoch, schränkt dies Deinen Alltag ein und birgt ein gesundheitliches Risiko. Daher ist es wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, um den Teufelskreis erst gar nicht entstehen zu lassen. Je länger dieser Kreislauf anhält, desto schwieriger wird es, diesem zu entfliehen.

Die Angst erkennen

Zunächst solltest Du Dir klarmachen, dass es nicht darum geht, die Angst komplett zu besiegen. Dies ist weder realistisch, noch notwendig. Du sollst lediglich lernen, die Angst auf ein gesundes Maß zu reduzieren.

Erkenne, welche Auslöser für Deine Angst verantwortlich sind und wie sich diese äußern. Ist der Teufelskreis nur wenig fortgeschritten, könnte eine Selbsthilfe erfolgreich sein. In einer sicheren Umgang stellst Du Dich der Angst und erkennst, dass die Gefahr weitaus geringer ist, als Du diese in Gedanken empfindest.

Stress lindern

Im zweiten Schritt solltest Du auch prüfen, inwiefern eine Stressbelastung bei Dir auftritt. Fühlst Du Dich im Beruf überfordert oder nimmt die Familie viel Zeit in Anspruch? Dann sind dies Faktoren, die zu den Angststörungen indirekt beitragen.

Erkenne, welche Einflüsse zum Stress beitragen. Versuche die Konflikte zu lösen und sprich mit Deinem Vorgesetzten am Arbeitsplatz. Damit lässt sich langfristig die Situation zu Deinen Gunsten verändern.

Ebenso helfen Entspannungstechniken, um mit dem Stress besser umzugehen. Hier helfen eine Meditation[4]Hoge, E. A., Bui, E., Marques, L., Metcalf, C. A., Morris, L. K., Robinaugh, D. J., … & Simon, N. M. (2013). Randomized controlled trial of mindfulness meditation for generalized anxiety … Continue reading und leichte Sporteinheiten. Nimm Dir wieder mehr Zeit für Dich und übe Hobbys aus, die zur Entspannung beitragen. Diese Auszeiten sind dringend notwendig und solltest Du im Alltag einplanen.

Professionelle Hilfe

Hat sich der Teufelskreis bereits gefestigt, wirst Du diesem kaum selbstständig entkommen. Die Psyche ist an diesen Zustand so gewöhnt, dass Du diese als normal empfindest.

Wende Dich an einen Therapeuten, um unter professioneller Anleitung den Angstkreislauf zu durchbrechen. Dort wirst Du gezielt eine Therapie durchführen, die den Angstkreis lindert und zu einer Verbesserung der Symptome beiträgt.

Suche Dir auch Unterstützung in Deinem privaten Umfeld. Lässt sich die Last auf mehrere Schultern verteilen, wirken die Herausforderungen bewältigbar.

Der Teufelskreis der Angst

Die Angst wirkt sich auf verschiedene Weisen auf Körper & Geist aus. So sind konkrete körperliche Beschwerden mit der Angst verbunden, wie etwa die Übelkeit oder Magenbeschwerden. Diese sind nicht etwa nur Einbildung, sondern treten nachweislich auf.

Auf psychischer Ebene könnte die Angst allein zu einer Verstärkung der Angststörung führen. Indem Du ständig darauf bedacht bist, die Angstauslöser zu vermeiden, stehst Du unter einem höheren Stress. Die Angst ist in Gedanken allgegenwärtig und es fällt Dir schwer loszulassen.

Solch ein Empfinden führt zu einem höheren Stress. Dieser wiederum stellt eine Belastung dar und lässt Dich die Auslöser intensiver wahrnehmen. Damit verstärkt sich die Angststörung und Panikattacken können auftreten.

Erkenne diesen Teufelskreis der Angst und versuche frühzeitig mit den Angststörungen umzugehen. Andernfalls bestimmen diese Dein Leben und die Stressbelastung nimmt stetig zu. An einen normalen Tagesablauf ist nicht mehr zu denken und die Gesundheit leidet darunter.

Mit gezielten Entspannungstechniken und einer Therapie können Betroffene diese Beschwerden unter Kontrolle bringen. Das Ziel hierbei ist nicht die Angst zu besiegen, sondern einen normalen Umgang zu erlernen. Dann stellt diese kein Hindernis mehr dar und befindet sich auf einem gesunden Niveau.

Häufige Fragen

Der Teufelskreis der Angst beschreibt, dass die Vorstellung vor der Angst bereits das Auftreten der Ängste befeuert. Es besteht so gesehen eine Angst vor der Angst. Diese steigert das Stressniveau, weshalb Du intensiver auf Reize und äußere Einflüsse reagierst. Selbst minimale Auslöser führen dann zur Angstreaktion und können eine Panikattacke verursachen.

Zunächst solltest Du Dir Deiner Angst bewusst sein. Danach kannst Du versuchen, Dich der Angst in einer sicheren Umgebung zu stellen. Auch Entspannungstechniken und der Umgang mit dem Stress helfen Dir, den Teufelskreis zu minimieren. Häufig ist eine professionelle Therapie notwendig, um wieder mit einem gesunden Maß mit der Angst umzugehen.

Weiterführende Links

Weiterführende Links
1 https://www.oberbergkliniken.de/artikel/wenn-die-angst-das-eigene-leben-bestimmt-auswege-aus-der-angstspirale
2 Schmidt, N. B., Lerew, D. R., & Jackson, R. J. (1997). The role of anxiety sensitivity in the pathogenesis of panic: prospective evaluation of spontaneous panic attacks during acute stress. Journal of abnormal psychology106(3), 355.
3 https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/sich-selbst-erfuellende-prophezeiung/14234
4 Hoge, E. A., Bui, E., Marques, L., Metcalf, C. A., Morris, L. K., Robinaugh, D. J., … & Simon, N. M. (2013). Randomized controlled trial of mindfulness meditation for generalized anxiety disorder: effects on anxiety and stress reactivity. The Journal of clinical psychiatry74(8), 16662.

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